1900-1943 Wurzeln

Mein Opa – Apotheker in Krakau und Haslach

eigentlich weiß ich ja nicht zu viel über meine vorfahren. einige sind schon weit vor der zeit an die ich noch erinnerungen habe gestorben, die anderen haben mich als kind und jugendlicher kaum interessiert. kontakte waren meistens pflichübungen, die keine große begeisterung hervorgerufen haben. erst in letzter zeit, wo es natürlich schon viel zu spät war habe ich mich für meine vorfahren interessiert.

wenn man meinen stammbaum betrachtet, dann kann man wirklich sagen, daß ich ein echter österreicher bin. väterlicherseits gutbürgerliche vorfahren aus allen teilen der alten monarchie: ungarn, slowenien, polen. mütterlicherseits bauern, seit jahrhunderten im sudetenland ansässig.

mein großvater väterlicherseits, ist in der nähe von kattowitz geboren, war dann zunächst apotheker in krakau und ist dann nach dem ersten weltkrieg nach haslach in oberösterreich übersiedelt, wo er wieder eine apotheke hatte. in haslach ist auch mein vater geboren. nachdem mein apotheker-opa bald gestorben ist, sind oma und papi nach wien übersiedelt. meine oma war eine lustige witwe und wollte die freuden der roaring twenties richtig genießen. also wurde papi in ein heim verfrachtet, was ihn nicht immer froh machte. omi war derweilen beamtin bei der post, was ihr zunächst eine ruhige kugel im job und später eine schöne pension verschaffte.

dann in den dreißigern

1923 Opa Oma Papi

hats ihn nach mödling in die heutige htl verschlagen. weils ihm dort so gut gefallen hat, hatte ich dann später auch das vergnügen. laut eigener aussage, hat er den abschluß (ingenieur-radiotechnik) nur deswegen geschafft, weil herr hitler gerade dabei war einen krieg anzufangen und dazu braucht man neben dem üblichen kanonenfutter auch jede menge leute, welche die kanonen samt zubehör konstruieren und bauen.

also hat mein vater nachdem ihn die htl mit freuden hat ziehen lassen, einen job bei telefunken in berlin bekommen. dort war er in einem labor beschäftigt, welches an der entwicklung von radarsystemen herumgebastelt hat. nachdem das ein kriegswichtiges projekt war, blieb meinem vater auch, bis auf ein paar monate ausbildung, der militärdienst erspart. was ja kein geringer vorteil war.

meine gr0ßeltern mütterlicherseits waren in einem kaff namens mautdorf in der nähe von tachau (tachóv) ansässig. bauern wie schon erwähnt. jede menge verwandschaft in der gegend und unheimlich gesunde leute. darauf baue ich meine hoffnungen, daß ich eine menge ordentliche gene aus dieser richtung habe.

mein großvater war ein ganz ein lustiger. in seiner jugend war er ein paar monate beim militär in wien eingezogen und ist dann auch für österreich in den 1. weltkrieg gezogen. für den 2. weltkrieg war er dann schon zu alt. die ganze familie wurde zu kriegsende von den tschechen, die offensichtlich genug hatten von den deutschsprechenden, vertrieben und siedelten sich dann in der nähe von bamberg in oberfranken an. dort arbeitete er dann, mangels eigenen bodens, bei allen möglichen leuten als gärtner. auch ein gesunder job.

Mami und Papi heiraten 1942

so verwundert es nicht, daß er trotz gelegentlich reichlichem alkohol- und nikotingenuß 97 jahre alt wurde, top fit bis zum schluß. meine großmutter wurde auch 93 jahre alt, also erwarte ich mir aus dieser ecke schon ein paar gsunde gene, so daß auch mir, trotz gelegentlich reichlichem alkohol- und nikotingenuß, noch ein paar jahrzehnte bleiben.

die vier kinder meiner großeltern wurden später soldaten (die mannder) und die moidln (madln – mädchen) lernten ordentliche berufe, meine mutter wurde schneiderin. zu kriegsbeginn wurde sie zum arbeitsdienst nach berlin eingezogen.

irgendwie haben sich dann die wege von papi und mami in berlin gekreuzt. 1942 haben die zwei dann in tachau geheiratet und dort habe ich dann auch das licht der welt erblickt, wo es grad nicht so sehr lustig war.

so kam es, daß ich nach beendetem heimaturlaub, die ersten beiden jahre meines lebens in berlin verbrachte, wo ja damls einiges los war.

baden, sommer 2007

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