Hätti wari tati

Seit ein paar Jahren kann ich eine neue Berufbezeichnung für mich in Anspruch nehmen: Pensionist!

Im Rahmen eines so einschneidenden Wechsels macht man sich halt so seine Gedanken, wie so manches im Leben „dumm glaufn ist“.

Und dann kommt unweigerlich die Feststellung: „hätt i …… war i…..“, oder auch „war i ….. war i“, warum soll da ausgerechnet ich eine Ausnahme machen.
(auf deutsch: hätte ich …. wäre ich …., wäre ich …. würde ich ….)

Ned, daß ich jetzt in wehleidige Selbstbemittleidung ausbrechen, oder Ausreden für alles und jedes suchen und Beschuldigungen gegen alle und jeden ausstossen tät. nein das nicht, aber Gedanken machen und Erklärungen finden, das will ich mit den folgenden Zeilen, dir zur Lehre und Abschreckung lieber Leser.

wari anders erzogen worden ….

wie bildet sich eine persönlichkeit? ein teil veranlagung, ein teil erziehung, ein teil schulbildung, ein teil selbsterziehung und einflüsse der umgebung.

ich wurde im wesentlichen (sagt man, sind das die ersten zehn jahre, die am wichtigsten und prägendsten sind) von meiner großmutter erzogen. streng, konservativ. viel regeln, wenig zuwendung. negatives getrommelt, positives geflüstert. so wurde aus mir ein schüchternes bürscherl voller minderwertigkeitkomplexen. einer der höhepunkte in diesem abschnitt, als ich so mit acht, oder neun jahren in ein feriencamp abgeschoben, ins bett gepinkelt hab. ei so was baut einen auf!

hätt i die ausbildung kriegt, die für mich die richtige ……

papa ist in mödling in die technische mittelschule (htl heißt das heute) gegangen, also kann das auch für mich nicht so falsch sein, oder? doch, kann! mein interesse für technik hielt sich in grenzen, entsprechend waren meine schulischen leistungen. von der pubertät zusätzlich gebeutelt, hab ich so viel schule geschwänzt, daß ich eine klasse wiederholen mußte.

damit das ganze nicht so blöd ausschaut, haben mich meine eltern zum psychologen geschleppt, damit ich die klasse krankheitshalber abbrechen konnte. schaut doch besser aus! aber wennst glaubst, der hätt mich nach meinen problemen, oder wünschen gefragt, oder so, wie mans von einem solchen typen erwarten könnt´, täuschst dich aber. weil das hat doch niemanden interessiert. also bin ich irgendwie doch techniker geworden.

hätt mich mein vater zu sylvester 64/65 angerufen,

hätt ich mich nicht so betrunken und hätte mir eine weitere gravierende fehlentscheidung erspart. sentimentaler trottel der ich war.

hätt ich bei polaroid nicht gekündigt,

weil ich mich unbedingt selbständig machen wollte, hätt ich dort eine schöne karriere machen können. wahrscheinlich der größte fehler meines lebens.

wär die erste erdölkrise statt 1973 erst 1975 gekommen,

hätt ich vielleicht die kreditbremse geschäftlich überlebt.

hätt ich in meiner selbstständigkeit rückhalt aus meiner familie bekommen,

hätt ich vielleicht nicht pleite gemacht. aber meine eltern habens nie verstanden und meine frau war überhaupt keine hilfe. das klingt jetzt doch sehr nach ausrede, schuld zuschieben. na klar, den größten teil der schuld an meinem ersten kommerziellen scheitern, hab natürlich ich selbst gehabt. ich war zwar (trotzdem) ein ganz guter techniker und spezialist auf meinem gebiet, aber kaufmännisch halt a bissl daneben. und mein umgang mit geld war schon immer eher locker, geld ausgeben, bevor es verdient ist und so. jo mei!

aber wenn ich damals schon meine jetzige frau gehabt hätt, dann hätt ich das ganz locker durchgestanden, dann wär i heute ein reicher mann. aber wer weiß was es gut ist, geld soll ja angeblich den charakter verderben.

hätt mir mein vater so geholfen, wie er es versprochen hat, war i….

es war nämlich so: meine eltern haben in die späten fünfziger in traiskirchen ein haus gebaut, dann haben sie sich scheiden lassen, da hat mein vater eine dienstwohnung in der südstadt bekommen, die er später günstigst gekauft hat. dann haben die beiden wieder geheiratet, mein vater ist wieder ins haus eingezogen. ich mit frau und kind in die wohnung in der südstadt eingezogen, die er mir später geschenkt hat.

dann wie ich pleite war, hamma gesagt, wir nehmen eine mietwohnung und verkaufen die wohnung in der südstadt. der verkaufserlös war gerade gleich mit der summe meines ausgleichs. also eh alles paletti?

ja die hälfte von dem geld hab ich gekriegt, von der zweiten hälfte, die sollte später kommen, davon war dann auf einmal nie wieder die rede. das geheimnis, was er mit dem rest gemacht hat, hat er ins grab mitgenommen. also hab ich nur die hälfte des ausgleichs geschafft und die daraus resultierenden persönlichen und finanziellen probleme haben mich den rest meines lebens verfolgt. wie sagt man: wer so eine familie hat, braucht keine feinde.

hätti ned so einen schwachen charakter, dann war i …..

natürlich kann man mit eisernen sparen auch schulden meiner größenordnung in zehn jahren, oder so abzahlen. da kommen aber dann natürlich eheliche probleme, es geht halt nimmer so wie früher in krisenfreien zeiten, dann andere frauen. der gerichtsvollzieher ist zwar nett, aber nervt trotzdem. gehaltspfändung und der katholische chef schmeißt mich raus, weil das ghört sich nicht! wieder probiert selbstständig was zu machen. wird a nix gscheits, weiterwurschteln. lustig? ned wirklich!

hätt i vor 40 jahren schon in privatkonkurs gehen können, war i ….

damals hats den aber noch nicht gegeben und jetzt hab ich ein so geringes offizielles einkommen, daß es sowieso ned geht.

war i in den achzigern nicht quasi nach osteuropa geflüchtet

hätt i mich wahrscheinlich nie erfangen. so konnte ich mich von meinen gläubigern retten und langsam wieder ein normales leben anfangen. halt in polen, na ja.

hätt i mein neues geschäft (waßt eh – werkzeugmaschinen import) in einem normalen markt geführt

und nicht in so einem unberechenbaren wie dem polnischen,

wär vielleich auch was draus worden. andererseits hätt ich in einem anderen markt gar nicht starten können. ein nobody ohne einen cent kapital, was könnt so einer im westen anfangen? in österreich so vertretungen zu kriegen wie ich sie in polen gehabt hab, no way! und dann die ganzen blödheiten wie service und finanzierung um nur zwei unmöglichkeiten zu nennen.

ja und dann war 1999 die inflation in polen so hoch, dass die polnische regierung beschlossen hat kredite einzustellen. da hatten auch unseren hoffnungsvollsten interessenten kein geld um bei uns teure werkzeugmaschinen zu kaufen. und wir hatten dann auch sehr schnell kein geld mehr.

na also ist das geschäft in polen auch den bach runter gegangen, dann stehe ich wieder vor dem nichts. was jetzt? denk ich mir, gehe ich wieder nach österreich zurück.

hätt i von meiner lieben tochter #1 nicht eine falsche auskunft bekommen,

war i schon ein jahr früher zurückgekommen. wie wir also da im wald im blockhaus gesessen sind, hab ich meine tochter #1 angerufen und sie gebeten sich für mich beim arbeitsamt zu erkundigen, welche unterstützung ich (mit frau und kind) bekommen würde.

nach ein paar tagen habe ich dann die auskunft bekommen: „nichts“

auf grund diese auskunft habe ich mich entschlossen, noch in polen zu bleiben, die lebenskosten waren damals noch viel billiger und ich hoffte in kurzer zeit was im internet auf die beine zu stellen. und das hat mir das schlimmste jahr meines lebens beschert und das werde ich nie vergessen. aber auch das ist eine andere geschichte.

später hat sich herausgestellt, daß diese auskunft meiner tochter falsch war, bewußt gelogen um uns in polen zu halten, weil sie befürchtete für allfällige unterstützungen durch den staat herangezogen zu werden. nett ned?

hätti i 1989 geahnt,

daß polen 1999 mitglied der nato und 2004 mitglied der eu sein wird und hätti das öffentlich von mir gegeben, wari mit einer zwangsjacke bekleidet worden. hätti geahnt dass dienstzeiten in polen für die pensionsberechnung in österreich herangezogen werden könnten, hätti mich in meiner firma natürlich anstellen lassen. aber dann wari ein hellseher und dann hätti nimmer arbeiten müssen. so fehlen mir die insgesamt 17 jahre, die ich mich in polen und anderen oststaaten herumgetrieben habe schon arg.

so muss ich also, weil meine lächerliche pension reicht kaum für die miete , bis an mein lebensende arbeiten.

macht ja nix, als pensionist hab ich ja zeit genug.

Update 2020

hätti i 1983 meinen Eltern ned vertraut und geglaubt…,

dann hätt ich heute ein Haus mit Garten zur freien Verfügung und müßt ned für Miete einer kleinen Wohnung und einer Garage, die ich als Werkstätte verwende, fast meine ganze mickrige Pension aufwenden.

Das kam nämlich so: Ende der Achzigerjahre haben mich meine Eltern aufgefordert auf mein Erbe notariell zu verzichten. Na ja sie wollten halt nicht, dass ich was erbe und dass mir meinen Gläubiger das wieder wegnehmen. Ich war grad, wie ich glaubte, auf dem aufsteigenden Ast und hab dem zugestimmt. Meine Eltern haben mir ja auch das lebenslängliche Wohnrecht in dem Haus zugesichert. Und dem hab ich geglaubt, ohne dass ich verlangt habe, dies auch im Notariatsakt festzuhalten. Depp, der ich war.

Weil nämlich, nachdem meine Mutter dann vor ein paar Jahren gestorben ist, meine drei Kinder zwar vereinabrungsgemäß das Haus geerbt haben, von meinem Wohnrecht aber war dann plötzlich nicht mehr die Rede. 

Also scheint es so, dass entweder meine Eltern, oder meine Tochter #1 mich beschissen haben. Oder kann man da noch andere Schlüsse ziehen?

hätt meine Frau mir vertraut …,

dann wäre das Haus meiner Eltern zu einem marktgerechten Preis verkauft und nicht um lächerliche €155.000 verschleudert worden.

Also meine Tochter #1 war ja mit meiner Mutter bis zu letzt in engem Kontakt, hat für Ihre Pflege gesorgt, etc. Sehr lobenswert.

Meine Mutter war die letzten Jahre ihres Lebens an Alzheimer erkrankt und hätte also, selbst wenn sie gewollt hätte, keinerlei Kontrolle über Ihr Leben gehabt. Tochter #1 schon.

Na gut, Tochter #1 hat den Verkauf des Hauses organisiert. Der Mann einer ihrer Freundinen ist Immobilienmakler, hat das übernommen und einen Käufer gefunden. Einen Handwerker aus Traiskirchen, der das Haus dann zum Schnäppchenpreis von €155.000 gekauft hat. Angeblich.

Zwei Freunde, beide mit Immobilientricks vertraut, meinten, dass das genau so ausschen würde, wie wenn da neben dem offiziellen Verkaufspreis noch eine Zahlung schwarz geleistet wurde. Scheint mir sehr gut möglich. Meine Tochter #2 hat jedenfalls nur ein Drittel des offiziellen Erlöses bekommen.

Ich habe mich ein wenig umgeschaut und festgestellt, dass die €155.000 gerade Mal den üblichen Preis für das Grundstück alleine abdecken würde. Ein Haus mit 100qm, mit 550qm Grund am südlichen Rand des Wiener Speckgürtels, war meiner Meinung locker €300.000 wert.

Also hab ich als Vertreter meiner Tochter #2 angeboten mich um einen besseren Preis zu kümmern. Die Notarin hat dafür von mir eine einseitige Vollmacht meiner Tochter #2 verlangt. Meine Frau hat diese Vollmacht gesehen und natürlich nicht verstanden. Sie hat mir eine schreckliche Szene gemacht und mir vorgeworfen, ich wollte ihr Kind bescheißen.

Dieser hirnrissige Vorwurf und einige weitere, nicht weniger hirnrissige Vorwürfe, haben dazu geführt, dass ich mich dann nicht weiter um einen vernünftigen Verkaufspreis gekümmert habe. Sie haben auch dazu geführt, dass wenig später eine dreißigjährige Ehe beendet wurde.

wär die Corona-Krise nicht, oder wenigstens ein paar Monate später gekommen…

hätt ichs viel leichter gehabt.

Durch meinen langjährigen Aufenthalt in Polen ohne Versicherung, ist meine Pension sehr bescheiden. Nachdem ich jetzt wieder alleine lebe, muß ich alleine für meine Kosten aufkommen. Z.B. fressen Miete für meine kleine Wohnung und andere Fixkosten einen großen Teil davon auf.

Na gut, ich bin ja noch ziemlich rüstig, also hab ich noch ein kleines Zusatzgeschäft, ich importiere und verkaufe hangemalte Ölbilder. Das ist in den letzen Monaten vor dem Shutdown auch ganz gut gelaufen und so habe ich ein paar verkaufsfördernde Aktionen gesetzt. Die natürlich Kosten verursachen.

Dann kam Corona und ich habe seit Monaten keine Bilder mehr verkaufen können. Nicht alle der eingegangenen Verpflichtungen konnte ich beenden.

Seit zwanzig Jahren hab ich ein Konto bei der Volksbank. War ja nett, dass die mir damals überhaupt ein Konto gegeben haben. Ein „Habenkonto“ natürlich, aber immerhin.

Die letzten Jahre haben die mir genehmigt, dass ich €500 überziehen konnte. Also nur für externe Abbuchungen, aber immerhin. Vorige Woche haben die mir das ohne Vorwarnung gestrichen. Die haben einfach die Abbuchungen abgelehnt. Ich hab mich drauf verlassen und krieg jetzt laufen die Mahnungen wichtiger Geschäftspartner. Wie ich die befriedigen kann, keine Ahnung!

Also wenn sich Corona und Volksbank verbünden ….

ja, ja – hätti … wari … tati … :o[