1979-1981 Osthandel – zweiter Anlauf

die letzten tage war überall zu lesen und zu hören vom 25-jährigen jubiläum der solidarnosc (solidarnoschtsch) und das weckt nostalgische gefühle in mir. an diesem heute jubilierten 31. september 1980 war ich in warschau und habe mit freunden im fernsehen mitverfolgt wie lech walesa (wawensa) mit einem riesigen kugelschreiber den vertrag mit der regierung unterschrieben hat. alle waren ziemlich happy, aber die wahre tragweite der ereignisse, die damals ihren lauf nahmen, konnte niemand abschätzen.wer hätte damals hoffen können, daß polen knapp zwanzig jahre später vollmitglied der eu sein wird. hätt mir einer gesagt, daß elf jahre später die sowjetunion den jordan runtergeht, hätt ich herzlich gelacht. die meinung, daß zehn jahre später die berliner mauer nicht mehr existiert, hätt ich nicht einmal ignoriert.

zu dieser zeit, so von 1979 bis 1981, war ich intensiv im osthandel tätig. wie so viele firmen, war auch die, für die ich damals arbeitete, die basis für den handel mit osteuropa (comecon) einiger amerikanischer firmen.

ich war eine einmannabteilung und verkaufte spezielle armaturen an petrochemische betriebe, atomreaktoren, und andere in osteuropa. ich war fast die ganze zeit unterwegs, von rumänien, über jugoslawien, bis nach russland. außer in albanien war ich in allen comecon-ländern.

ich besuchte die staatlichen aussenhandelsfirmen, das waren normalerweise so 2-4 firmen in jeder der hauptstädte, etwa alle zwei bis drei monate. dazwischen beteiligte ich mich an den verschiedenen messen: posen, brünn, leipzig, budapest, moskau.

zwischendurch war ich jeweils für ein paar tage in wien im büro und erledigte den bürokram, angebote schreiben, ware verzollen bis hin zum versand fertig machen, ganz allein mitten drin.

war sehr interessant, aber auch sehr anstrengend. vor allem meine leber war ziemlich beansprucht, denn saufen war ein muß im osthandel.

Versammlung zum Streik

schwerpunkte waren immer ungarn und polen. polen weil es außer der sowjetunion das größte land war und ungarn sowieso, weil die beziehungen zu österreich immer schon sehr gut waren. außerdem waren beide länder immer auch schon die liberalsten und neue geschäfte zu starten war dort am einfachsten. in beiden ländern hatte ich bald auch  private kontakte  und das sollte für mein weiteres leben noch von großer bedeutung sein.

in polen war eine halbprivate vertretungsfirma für meine firma tätig, das heißt, daß ich wenn ich nach warschau kam, schon ein mitarbeiter dieser firma auf mich wartete. er fuhr mit mir zu kunden und kümmerte sich auch privat um mich, wir sind heute noch befreundet. schon bald hatte ich aber auch eine freundin, die sich auch um meine freizeit kümmerte.

nun muß man wissen, daß zu dieser zeit ein leitender angestellter in polen so um die 30 dollar verdiente. ich bekam für jeden tag ungefähr 50 dollar diäten und wenn ich keine rechnung hatte, noch einmal 50 dollar nächtigungsgeld. also hatte ich, wenn ich bei meiner freundin wohnte täglich drei polnische monatsgehälter zur verfügung. da war es natürlich leicht freunde zu finden.

im unterschied zum westen, spielte sich fast alle lustbarkeit im privaten rahmen ab. wer konnte sichs schon leisten ins restaurant zu gehen. da kaufte man halt ein paar flaschen wodka und feierte privat bei irgendeinem freund. ich steuerte dann ein paar flaschen whiskey, cognac, oder gin bei und und die guten amerikanischen zigaretten, die ich für harte währung billigst im pewex kaufen konnte, sonst war das einkaufen eher eine traurige angelegenheit.

mitte 1981 ging diese meine zweite osteuropäische periode zu ende. es war eine basis für die dritte und längste zeitspanne, die ich in osteuropa verbrachte, aber das ist eine andere geschichte.

wien, frühjahr 2005

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