Wohnen im Osten

Solange mir irgend eine Firma für meine Ostreisen reichlich Spesen bezahlt hat, hab ich natürlich  im besten Haus am Platz gewohnt. Das war meistens ein „Intercontinental“, ein „Hilton“ oder so irgend ein internationaler Kasten.

Kurz eine kleine Anektote dazu. Meine allererste Nacht in Warschau, das war irgendwann Ende der Siebziger, verbrachte ich im Hotel Europejski, so ziemlich dem ältesten Hotel der Stadt. Zum ersten Mal in der Stadt, wollte ich mich am Abend in s Nachtleben stürzen. Also Duschen und friscshe Wäsche!

Gut das Badezimmer machte zwar einen musealen Eindruck, schien aber so weit in Ordnung zu sein. Ich steig also in die Wanne und seife mich ordentlich ein, wie es sich gehört. Dann als es sich darum handelt die reichliche Seife wieder zu entfernen, muss ich feststellen, dass es kein Wasser mehr gibt. Kein warmes Wasser, kein kaltes Wasser, überhaupt kein Wasser!

Na ruf ich in der Rezeption an, was denn los ist. „Ja tut uns leid, ein Rohrbruch, wird ein paar Stunden dauern!

Na was macht man da? Ich hab mir beim Zimmerservice vier Flaschen Sodawasser bestellt und damit die Seife weggeschwemmt. Prickelnde Sache!

Ich hab nie wieder in einem alten Hotel übernachtet, welches nicht zu einer internationalen Hotelkette gehörte.

Die internationalen Hotels, die es in jeder osteuropäischen Hauptstadt gab, waren soweit in Ordnung, so lange ich sie nicht selbst zahlen musste. So bald ich aber selbst dafür zahlen musste, wurde das aber zu einem Problem. Die hundert Dollar, welche die internationalen Hotel jede Nacht kosteten, rissen ein allzu grosses Loch in meine Brieftasche.

Schlaues Kerlchen, das ich war, nutzte ich meine privaten Kontakte und hatte schon bald sowohl in Warschau, als auch in Budapest eine Wohnung gemietet, welche mir monatlich das kostete, was ich sonst für für eine Hotelnacht geblecht hätte.

Meine erste Wohnung in Warschau war nur ein privates Zimmer, das auch während ich dort war, von der Vermieterin genutzt wurde und das war nix.

Die zweite Wohnung gehörte dem Bruder eines Freundes. Während der zehn Tage, die ich monatlich in Warschau verbrachte, packte er seine Familie zusammen und wohnte diese Zeit bei irgend einem Verwandten. War ich weg kamen sie wieder für zwanzig Tage zurück in ihre Wohnung. Das klingt komisch, wird aber verständlich, wenn man bedenkt, dass die hundert Dollar, die ich ihnen monatlich bezahlte, mehr als zwei guten Monatsgehältern entsprach. Das war ihnen aber nicht genug, sie vergriffen sich auch an meiner Zahnpasta und Seife. Als der Hausherr dann noch mein Bier wegtrank, suchte ich mir eine Wohnung, wo auch diese Vorräte sicher waren.

In der Wohnung in der Bonifraterska, die ich anschliessend mietete, war ich dann auch einige Zeit. Die lag gleich bei der Altstadt, da konnte man zu Fuss einige interessante Punkte der Stadt erreichen.

In Budapest mietete ich eine Wohnung in einer der besten Wohngegenden, am Rozsadomb, wo ich auch einige Zeit geblieben bin.

So war ich dann jeden Monat jeweils zehn Tage in Wien, Warschau und Budapest, überall warteten eine Zahnbürste und ein paar frische Unterhosen, was will man mehr?