2000-2006 Wieder in Wien

Im Herbst 2000 haben wir Polen den Rücken gekehrt, ich bin heimgekehrt, meine Frau und Tochter mit mit „ausgewandert“.  In einem Alter, wo andere schon ein paar Jahre in Frühpension sind, musste ich wieder mal bei Null beginnen.

Schon bevor wir endgültig alle nach Wien übersiedelten, habe ich in Atzgersdorf eine kleine Wohnung gemietet und mir einen Job gesucht, was nicht so ganz einfach war mit meinen 57 Jahren. Aber immerhin hab ich einen Job bekommen als Botenfahrer bei einem Botendienst im 22. Bezirk. Dort habe ichs ein paar Wochen ausgehalten, zu arg waren die Arbeitsbedingungen und zu gering war der Verdienst. Unfassbar wie manche Firmen ihre Mitarbeiter ausnutzen.

Danach, was für ein sozialer Aufstieg, arbeitete ich ein paar Monate als Chauffeur bei einem Limousinenservice, mit Standort Hotel Intercontinental. Schon etwas kultivierter, wenn auch hier das System eher an Sklavenhalterei erinnerte. Die Arbeitszeiten lang und unregelmäßig. Den Dienstplan erfuhr man am Vorabend des Arbeitstages, das Ende desselben war unabsehbar. Immerhin arbeitete man im Anzug mit Krawatte. Die Firma hatte nur einen kleinen Schalter mit Platz für die Chefs. Wir Kutscher standen uns die Beine in den Bauch, während wir auf eine Fuhre warteten. Weil für einen Aufenthaltsraum war natürlich kein Geld da. Das Beste war noch das Mittagessen, das wir um ein paar Schilling in der Hotelkantine einnehmen durften.

Sonjas erster Schultag 2002

Der Job bestand ansonsten im wesentlichen darin, Hotelgäste zum Flughafen zu führen, bzw. dort abzuholen und ins Hotel zu bringen. Das passierte so ein paar Mal am Tag. Die Gustostückerln waren aber individuell Fahrten, wie zum Beispiel eine Stadtrundfahrt, oder eine Fahrt durch den Wienerwald. Einmal durfte ich einen arabischen Prinzen ins Kasino in Baden führen, oder einen Jounalisten zur Bergbahnkatastrophe in Kaprun. Einerseits waren diese Fahrten eine interessante Abwechslung und andererseits waren die meisten Fahrgäste mit dem Trinkgeld recht grosszügig.

Im Frühjahr 2001 war ich ein paar Wochen krank und nachdem ich während eines Telefonats eine kleine Meinungsverschiedenheit mit einem der Sklavenaufseher hatte, wurde ich gekündigt. Selbstverständlich wollten diese Leute mir keine der mir zustehenden Zahlungen leisten (aliquote Sonderzahlungen etc.) und genauso selbstverständlich habe ich mir das nicht bieten lassen und hab das Geld nach Rechtsstreit nach ein paar Monaten doch noch gekriegt.

Inzwischen hatte sich mein Konto bei der Sozialversicherung scheinbar wieder aufgefrischt und ich durfte mich in die Arbeitslosigkeit absetzen. Zu meiner größten Überraschung hat man mir beim Arbeitsamt ohne weiteres ein paar Kurse genehmigt, so dass ich die nächsten Monate damit verbrachte Webdesign zu erlernen.

Urlaub am Rösslhof/Waldviertel

Ich habe dann bei der Pensionsversicherungsanstalt wegen einer Frühpensionierung angesucht, die mir aber zweimal verweigert wurde. Schließlich wurde ich 65 und da mussten sie mich in Pension gehen lassen. Also bin ich jetzt offiziell Pensionist von Beruf.

Mittlerweile war auch meine Frau, unsere Tochter und unser Hund seit Ende September 2000 in Wien. Wir hatten vorerst eine kleine Einzimmerwohnung, doch fürs erste musste das reichen. Nach ein paar Monaten haben wir die Wohnung gleich daneben, eine Dreizimmerwohnung bekommen. Um die Zeit konnten wir auch für Sonja einen Platz im Kindergarten ergattern und meine Frau fand Arbeit in einem Supermarkt gleich ums Eck.

Fortsetzung folgt…