Die Nachtklubs

Wenn man so in den Siebzigern, oder Achzigern ein paar Tage in einer der Hauptstädte der osteuropäischen Länder unterwegs war, dann kam man an den vielen Nachtklubs kaum vorbei. Fast jedes größere internationale Hotel hatte einen solchen. Das war entweder ein schummriges Tanzlokal, natürlich mit einer Liveband, oder ein etwas aufgemascherltes Restaurant, mit Bühne und Tanzfläche.

Meistens so um Mitternacht gabs dann ein Programm, das sich aus Gesangsauftritten, Varieténummern, Ballett und Strip Tease zusammensetzte. Nicht immer waren die Künstler erste Wahl, das hing auch von der Klasse des Hotels ab, aber unterhaltsam wars allemal. Und vor allem, für uns Westler war das doch eine Sensation, denn wo gabs das in diesen Mengen im Westen. Von der Quantität konnte da nicht einmal Paris mithalten.

Budapest, zum Beispiel war da ein Eldorado. Da gabs mindestens zehn erstklassige Nachtklubs, wo man in jedem ein hervorragendes Programm in elegantem Ambiente erleben konnte. Ich war Stammgast im Hotel Szabadsag (=Freiheit – heißt jetzt anders) das ist das grosse Hotel so ca. dreihundert Meter südwestllich vom Keleti pályaudvar  (Ostbahnhof) am Anfang der Rakoczi ut. Na hab ich meine Ortskenntnisse unter Beweis gestellt?

Der Nachtklub war im Keller und sperrte um zehn Uhr abends auf. War ganz in dezentem Rot gehalten, wenn man reinkam ging man gerade aus in Richtung Bar. Rechts und links von dem Gang waren Nischen für je vier Personen, Links war eine Ballustrade und darunter war die Tanzfläche, ein Oval mit so ca. zehn mal sieben Metern. Dahinter zwischen Tanzfläche und Wand war die Bühne, die Platz für eine Liveband und dann später für die Auftritte der Künstler bot. Zwischen der Ballustrade und der Tanzfläche war dann nochmal eine Reihe von Tischen. Hinten an der Stirnseite des Saales war die Bar mit ungefähr zwanzig Hockern. Da war dann meistens mein Platz, ganz links hinten.

Dass ich Stammgast war, merkte man daran, dass ich, sobald ich Platz nahm, schon meinen Gin-Tonic vor mir stehen hatte. Hinter der Bar waren zwei hübsche Bardamen, die auch sehr nett waren und beide perfekt Deustsch sprachen. An der Bar war das Revier der, na wie soll ich sie nennen? Sie selbst bezeichneten sich meistens als „Business Girls“, die für hundert Dollar das Bett mit einem teilten. Also Nutten würde ich sie nicht nennen, obwohls auch solche gab, aber die meisten waren nette (hübsch sowieso) Mädels, die sich halt gelegentlich ein paar Dollar, oder DM dazu verdienten.

Na klar Du edler Fremder hast nie für Liebe (Sex) bezahlt, weil das hast Du nicht nötig. Wahrscheinlich hast Du auch noch nie im Internet eine Pornoseite besucht. Na klar gibts solche Heilige auch, aber viel mehr gibts, die aus irgendwelchen Komplexen heraus sich genieren das zuzugeben. Schwachsinn.

Ich gehöre nicht dazu. Ich bekenne, ich habe gelegentlich die Dienste eines Business Girls in Anspruch genommen und war mit einigen der Mädels dort in der Bar fast befreundet. So wie man halt in einer Bar bekannt wird. Muss ja nich immer gleich „Business“ sein. Man kann ja auch mal mit den Mädels plaudern. Von denen die meisten übrigens nicht nur bildhübsch sondern auch recht intelligent waren. Die meisten sprachen zumindest Deutsch, viele auch Englisch und Italienisch. Russisch war nicht so wahnsinnig beliebt.

Da hat man also ein paar Drinks zu sich genommen, mit einem Mädel geplaudert, vielleicht auch mal getanzt. Wobei ich schon wieder ein Bekenntnis ablegen muss: ich bin kein wahnsinnig guter Tänzer und traute mich eigentlich nur dann aufs Parkett, wenn das ganze mit ein paar spastischen Zuckungen zu erledigen war. Und dann gegen Mitternacht das Programm.

Die hatten dort ein tolles Ballett, mit sechs, oder acht wunderschönen Mädchen, die nach aktuellen Klängen, barbusig ihre Beine schwangen. Dann kamen ein paar Gesangseinlagen, wobei das Können der SängerInnen teilweise hervorragend war. Dann ein bissl Akrobatik, nochmal Ballett, noch ein Sänger und dann wars vorbei.

Die Tänzerinnen gingen, wenn sie von der Bühne kamen, immer an mir vorbei in die Garderobe und ich muss schon sagen, die eine oder andere hätt ich mir schon gerne angelacht. Nur leider konnten die alle keine Fremdsprachen, waren halt keine Business Girls.

Da wars mit denen schon viel einfacher und bei den meisten hattest Du nie das Gefühl dass die nur wegen dem Geld mit Dir waren. Da gings nicht um eine Nummer und dann „tschüss“, das fing mit dem gemeinsamen Abendessen an und endete am nächsten Tag mit dem Frühstück, oder noch später. Die eine, oder die andere hat sich beim zweiten Mal sogar geweigert Geld von mir zu nehmen. Das hab ich leider nicht schriftlich :o]